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Führen mit Bewusstsein und Präsenz

Ein Artikel von Gastautorin Jacinda Sroka erschienen auf fitforleadership.ch

"Bewusstsein wird die neue Führungskompetenz." So stand es kürzlich im Tagesanzeiger.

Was Bewusstsein und das Führen von Mitarbeitenden mit meinem Sommer-­Retreat zu tun hat, erfahren Sie in diesem Blog.

Seit 12 Jahren - und gerade wieder in meinem Sommer-Retreat - lerne ich bei einer buddhistischen Lehrerin in der Meditation im Augenblick bewusst zu sein. Das, was ich tue auch zu erleben und es nicht, wie ein Automat, nur auf Befehl auszuführen. Und das habe ich nun 10 Tage lang irgendwo auf dem Land geübt.

In der Natur aufmerksam zu sein für das, was geschieht, ist nicht so schwierig wie in einer Großstadt oder im Alltag. Denn dort ist es meistens still und wir werden weniger abgelenkt. Sylvia, meine Lehrerin, bezeichnet eine solche Situation als "Treibhaus". In einem Retreat sind wir also unter besonders günstigen Bedingungen und erlernen Achtsamkeit und trainieren das Bewusstsein.

Wie sieht das aus?

Zum Beispiel beobachtete ich während einer Meditation meine Gedanken. Ich lasse sie einen nach dem anderen aufkommen und betrachte sie. In den ersten Tagen habe ich stets das Gefühl, dass es nur so wimmelt von Gedanken. Sie toben in mir herum und es ist ziemlich laut in meinem Kopf. Und häufig drifte ich in einen Gedanken ab und spinne ihn weiter. Kennen Sie das?

In diesem Moment bin ich nicht mehr präsent, sondern bewege mich in Gedanken zum Beispiel in die Zukunft. Wenn ich zum Meditieren auf dem Kissen sitze, dann kann ich in Gedanken prima Räume einrichten, Feste planen oder to do-Listen schreiben.

Das ist aber nicht die Idee beim Meditieren. Es geht ja darum, ruhig zu werden und hier und jetzt wahrzunehmen was ist. Also beginne ich wieder von vorne und nehme wahr, dass ich denke. Und dass, in meinem Fall, sich die Gedanken um die Zukunft drehen. Andere gehen in den Gedanken auch gerne in die Vergangenheit zurück und gehen eine Begegnung noch einmal Punkt für Punkt durch. Habe ich erkannt, womit mein Gedanke sich befasst, kann ich ihm ein "Etikett" geben, es >labeln< und mich dann von ihm lösen. Ihn weiterziehen lassen und nicht weiterspinnen.

Nun wirklich nur den einen, aufkommenden Gedanken zu etikettieren und ihm nicht weiter zu folgen, ist eine Kunst. In kürzester Zeit sind wir wieder mitten in einer Gedankenabfolge verschwunden. Und dann in der nächsten. Der Geist driftet wieder und wieder ab. Übung macht den Meister und manchmal innerhalb eines solchen Retreats gelingt es dann doch, einzelne Gedanken zu betrachten, wie sie ankommen und weiterziehen.

Und in diesem Augenblick öffnet sich ein Raum wie hinter den Gedanken, das Bewusstsein. Hier habe ich eine gewisse Distanz zu den Gedanken, verfolge sie nicht weiter und werde mit dem Abstand ruhiger. Die Gehirnwissenschaft spricht vom >Alpha Zustand<, einem körperlich entspannten, mental ruhigen Zustand höchster Präsenz. Wir sind in diesem Modus wieder Herr der Lage und überblicken die Situation.

Wofür das gut ist?

Wenn wir ein wichtiges Gespräch mit Mitarbeitenden zu führen haben, tun wir dies mit mehr Gelassenheit. Wir sind präsent und können mit mehr Klarheit wichtige Entscheidungen treffen. Unser gesamtes Auftreten wird souveräner und wir werden so von unserem Gesprächspartner ernst genommen. Sie spüren doch auch, ob Ihr Gegenüber wirklich hinter dem steht, was er sagt. Oder?

Um solch bewusste Präsenz zu erreichen, braucht es Übung. Es ist nicht von jetzt auf gleich zu schaffen, stets präsent zu sein. Wir sollten geduldig sein mit uns, denn wir lernen. Das ist ein Prozess und wir stehen sicher erst am Anfang.

Eine Führungskraft sollte Selbstbewusstsein ausstrahlen und souverän auftreten. Finden Sie? Das meine ich auch. UND ich weiss, dass manch einer nur wenig Wahrnehmung für den eigenen Körper hat. Ob dieser zum Beispiel angespannt ist oder entspannt. Während Sie dieses lesen, gehen Sie doch mal für einen Moment mit der Aufmerksamkeit zu Ihren Armen; können Sie diese spüren? Und die Beine oder den Bauch? Mit dieser Bewusstseinsübung können wir uns aus den Gedanken herausholen.

Mancher Tick, wie zum Beispiel das Klicken am Kugelschreiber oder das Aus-dem-Gesicht-streichen der Haare, wird von der Person selbst nicht wahrgenommen. Wir merken aber eventuell an der Reaktion von unserem Gesprächspartner, dass wir uns merkwürdig verhalten. Wir wirken auf andere Menschen auch ohne zu sprechen. Nonverbal wirken wir zu 93%.
Meinen Sie nicht, dass es sich lohnt, sich diesen grossen Anteil bewusst zu machen?

Und hierfür gilt es anzuhalten. Einen Moment wirklich innezuhalten bei dem, was wir gerade begonnen haben zu tun. Und uns zu betrachten dabei, uns zu beobachten.
"Halten Sie ganz an und bremsen Sie nicht nur ab" wie es jetzt, zum Schulanfang, auf Plakaten an der Strasse geschrieben steht.
Probieren Sie es doch mal aus. Es lohnt sich!

Sie erleben mehr Ruhe, treffen so stimmige Entscheidungen und wirken überzeugend.